Die Montez-Juwelen by Vöhringer Sabine

Die Montez-Juwelen by Vöhringer Sabine

Autor:Vöhringer, Sabine [Vöhringer, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Gmeiner
veröffentlicht: 2017-03-07T23:00:00+00:00


17. Kapitel

Christl war aufgewühlt, als sie das »Hackerhaus« am Nachmittag zur Spätschicht betrat. Auf keinen Fall wollte sie Tom begegnen.

Sie war am Morgen nicht darauf vorbereitet gewesen, ihm plötzlich gegenüberzustehen. So viele Jahre hatten sie nichts voneinander gehört. Irgendwann hatte sie ihn aus ihrem Leben verdrängt. Aus und vorbei. Sicher, sie war damals unglaublich enttäuscht gewesen, als er nach ihrer gemeinsamen Nacht so sang- und klanglos aus ihrem Leben geschlichen war. Ja, sie hätte sich gewünscht, dass er um sie gekämpft, dass er sie aus Düsseldorf angerufen, dass es ihn genauso leidenschaftlich wie sie danach verlangt hätte, dass die Ereignisse jenes Abends sich wiederholten. Ja, sie hätte sich sogar auf eine Fernbeziehung mit ihm eingelassen. Zu der Zeit hatte sie noch studiert, und es wäre kein Problem gewesen, regelmäßig nach Düsseldorf zu fahren. Sicher, sie hätte ihrerseits den ersten Schritt wagen können, als er sich nicht bei ihr gemeldet hatte, doch dazu war sie nicht der Typ. Sie hatte noch nie um die Gunst eines Mannes gebettelt. Also hatte sie sich arrangiert, sich eingestehen müssen, dass sie womöglich nur ein willkommener Zeitvertreib für Tom gewesen war, ein »Chicken to go« gewissermaßen, so leidenschaftlich und vertraut die Nacht mit ihm auch gewesen war, so viele glückliche Kindheitserinnerungen sie auch verbanden. Nun, die Zeiten hatten sich eben geändert.

Sie hatte zwar kurz nach dem Tod ihres Bruders ihr Betriebwirtschaftsstudium im sechsten Semester abgebrochen, doch heute war sie dank Max und Hedi Restaurantleiterin und weit mehr als ein gefälliger Zeitvertreib. Dennoch hatte der Zusammenprall am Morgen sie aus der Bahn geworfen. Er war ernster geworden. Und, wenn sie ehrlich war, stand ihm diese Ernsthaftigkeit gut, machte ihn zuverlässiger, kombinierte seine Leichtigkeit mit einer Tiefe, die sie nicht mehr losließ. Als er heute so plötzlich vor ihr gestanden hatte, hatte sie empfunden wie damals als Kind, als er ihr die Hand gereicht hatte, um mit ihr gemeinsam über einen Baumstamm zu balancieren, den sie zuvor über den Fluss gelegt hatten. Wie glücklich und ausgelassen waren sie gewesen, als sie das andere Ufer des Flusses erreicht hatten!

Hoffentlich hatte er die Gänsehaut, die über ihren Körper gezogen war, nicht bemerkt. Sie hatte sich den ganzen Morgen wie ferngesteuert gefühlt und nach dem Mittagstisch eine Pause eingelegt. Benno war sie wohlweislich aus dem Weg gegangen. Ohne einen Moment Ruhe, ohne ihre Gedanken ordnen zu können, wäre sie dem Ansturm, wie er im »Hackerhaus« an einem Donnerstagabend, noch dazu vor einem Bayernspiel, zu erwarten war, nicht gewachsen gewesen. Benno. Mein Gott, Benno.

Benno war ihr Beschützer, er war wie ihr Bruder. Eine Art Reinkarnation. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sie mochte Benno, vertraute ihm. Aber ihre Gefühle für ihn waren ganz anders als die, die sie für Tom empfand. Während ihrer Kindheit und Jugend war die Liebe zu ihm stetig gewachsen, hatte sich von kleinkindlicher Vertrautheit über kindliche Begeisterung und jugendliche Schwärmerei zu einer tiefen Liebe entwickelt. Aber als ihr das bewusst geworden war, hatte sie ihn auch schon wieder verloren.

Trotzdem. Tom, das war Magie, die über sie kam, ohne dass sie sich wehren konnte.



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